Forchtenberg am Kocher
Am 09. Mai 1921 wurde Sofie als viertes Kind den Eltern Lina und Robert Scholl in Forchtenberg am Kocher geboren. Die Familie lebte bis 1930 in der Kleinstadt, in der der Vater Bürgermeister war. Die Kinder erlebten eine unbeschwerte Kindheit in der Natur. Da beide Eltern beruflich sehr eingespannt waren, erzogen die älteren Geschwister die jüngeren. Früh lernten alle Kinder der Familie Scholl selbstständig und verantwortungsvoll zu sein.
Olgastraße 139 in Ulm
Nachdem die Familie für zwei Jahre in Ludwigsburg gelebt hatte, zog sie im März 1932 nach Ulm und im Jahr 1933 auf die Olgastraße. Ulm war eine Industriestadt, den Kindern fehlte hier besonders die Nähe zur Natur. Sofie besuchte zu dieser Zeit die Mädchenoberrealschule.
Münsterplatz 33 in Ulm
Die Familie zog 1939 auf den Münsterplatz 33 in die Innenstadt von Ulm. Hier erlebte sie unzählige Märsche der Nationalsozialisten. Von dieser Bewegung und der Euphorie ließen sich die Kinder in den vorangegangenen Jahren bereits anstecken und traten in die „Hitler Jugend“ und den „Bund Deutscher Mädel“ ein. Sofie wurde 1935 „Jungmädelführerin“, dadurch war sie für Ausflüge von 10 bis 15 Mädchen verantwortlich. 1936 wurde sie zur „Scharführerin“ und leitete ab diesem Moment 40 Mädchen an. 1937 lernte sie auf einer Tanzveranstaltung in Ulm ihren späteren Freund und Soldaten Fritz Hartnagel kennen.
Schindelberg im Allgäu
Während der Osterferien 1939 verbrachte Sofie ihren Skiurlaub mit Fritz Hartnagel und ihrer Schwester Elisabeth auf einer Berghütte in Schindelberg. Auch in den folgenden Jahren genoss Sofie die freie Zeit immer wieder mit Feund*innen und Familienmitgliedern in den Allgäuer Alpen.
Worpswede und Heiligenhafen in Norddeutschland
Ab dem 22. Juli 1939 verbrachten Sofie und Fritz den ersten gemeinsamen Urlaub in Norddeutschland. Ursprünglich wollte das Paar eine Rundreise durch Jugoslawien antreten, die aber aufgrund der angespannten, politische Situationen des Zweiten Weltkrieges abgesagt werden musste. Das Künstlerdorf Worpswede inspirierte Sofie zu eigenen Zeichnungen und Malereien. Der Urlaub musste frühzeitig abgebrochen werden, da Fritz Hartnagels zurück an die Front abkommandiert wurde und sich die Herbergseltern misstrauisch über Sofies mitgebrachten Bücher äußerten (Sie las viele durch die Nationalsozialisten verbotene Bücher und Gedichte).
Zivilarbeitslager 501 in Krauchenwies
Nachdem Sofie eine Ausbildung zur Erzieherin abschloss, musste sie 1941 in Krauchenwies einen sechsmonatigen Reichsarbeitsdienst (RAD) ableisten. Hier schlief sie mit acht bis zehn jungen Frauen in einem Schlafsaal und war dadurch auch das erste Mal für einen längeren Zeitraum von ihrer Familie getrennt. Der Dienst diente dem Unterricht in Erster Hilfe und Hauswirtschaft (zum Beispiel bügeln, kochen und putzen). Den Frauen wurde außerdem in Unterrichtseinheiten das nationalsozialistische Weltbild eingeprägt.
Freiburger Hof und Insel Hotel in Konstanz
Anfang Mai 1942 verbrachten Sofie und Fritz Hartnagel seinen Heimaturlaub in Freiburg und Konstanz. Sie kauften Eheringe, um ein gemeinsames Zimmer mieten zu dürfen (Für unverheiratete Paare war dies damals noch verboten). In der Vergangenheit hatten die beiden bereits häufig im Insel Hotel übernachtet. Ende Mai traf sich das junge Paar hier erneut. Dies war die letzte Begegnung von Sofie und Fritz.
Ludwig-Maximilians-Universität in München
Sofie schrieb sich im Mai 1942 für die Studiengänge Biologie und Philosophie an der Münchner Universität ein. Ihr Bruder Hans studierte hier seit Ende 1938 / Anfang 1939 Medizin. An der Universität lernte er die zukünftigen Mitglieder der Weissen Rose (Alexander Schmorell, Willi Graf, Christoph Probst und Traute Lafrenz) kennen. Sofie wurde schnell in diesen Freundeskreis aufgenommen und besuchte die Vorlesungen von Professor Kurt Huber (Musikwissenschaft und Philosophie), der später das sechste Flugblatt formulierte. Am 18. Februar 1943 wurden Sofie und Hans Scholl nach dem Verteilen der Flugblätter im Lichthof der Bildungsstätte von dem Hausdiener beobachtet und daraufhin von Beamten der Gestapo verhaftet.
Schmorell’sche Villa
Zwischen dem 27. Juni und dem 12. Juli 1942 verfassten und vervielfältigten Hans Scholl und Alexander Schmorell in seinem Elternhaus die ersten vier Flugblätter. Die Villa war zusätzlich ein Treffpunkt des Freundeskreises der Weissen Rose. Hier verbrachten die Student*innen viele gemeinsame Abende, an denen sie sich regelmäßig über die aktuelle Kriegssituation unterhielten.
Villa Carl Muth in Solln
Professor Carl Muth war ein Freund der Familie Scholl. Seine Villa lag in Solln, einem Vorort von München. Hier erlebte Sofie Scholl, gemeinsam mit den anderen Mitglieder der Weissen Rose, viele Diskussionsrunden. Der Professor bewegte sich in gesellschaftlichen Kreisen, die sich aus entschiedenen Gegnern des Nationalsozialistischen Regimes zusammensetzten. Die jungen Student*innen wurden so durch die Ansichten des Architekten Manfred Eickemeyer, des Schriftsteller Sigismund von Radecki, des Philosophen Theodor Haecker und des Professor Kurt Huber (außerhalb seiner Vorlesungen) geprägt. In diesen Gesprächen und Diskussionen wurde oft darüber gesprochen, wie ein gewaltloser Widerstand aussehen könnte. Sofie wohnte zu Beginn ihres Studiums übergangsweise in der Villa von Carl Muth.
Seehaus, Lombardi und Bodega
In diesen Münchner Restaurants / Lokalen trafen sich die Student*innen in ihrer Freizeit und genossen unbeschwerte Stunden. Auch Inge und Elisabeth Scholl lernten die Lieblingslokale ihrer Geschwister während mehrerer Besuche in München kennen.
Atelier Eickemeyer

Der Architekt Manfred Eickemeyer war Sofie Scholl und ihren Freund*innen durch unzählige gemeinsame Abende in der Villa Muth bekannt. Er stellte den Studierenden sein Atelier (Leopoldstraße 38, München) zur Verfügung, in dem sie heimlich das fünfte und sechste Flugblatt verfassten beziehungsweise vervielfältigten. Zudem versteckten sie in dem Atelier ihre Materialien (Briefumschläge, Briefmarken, Papier etc.). Am 22. Juli 1942 fand hier die Abschiedsfeier des Freundeskreises und vielen weiteren Studierenden statt, da Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf an die Front abkommandiert wurden. Es ist nicht bekannt, wie weit der Architekt in die Arbeit der Weissen Rose eingeweiht war. Der Architekt wurde verhaftet aber später freigesprochen.
Franz-Joseph-Straße 13, München
Ende November 1942 zogen Sofie und Hans Scholl gemeinsam in die Keller-Etage der Hinterhauswohnung auf der Franz-Joseph-Straße 13 in München. Dieser Ort war bis Mitte Februar 1943 der zentrale Sammelpunkt der Widerstandsgruppe. Am 18.02.1943, nach der Verhaftung von Sofie und Hans, fand die Gestapo hier die belastende Beweise gegen die Geschwister Scholl.
Ostbahnhof auf der Orleansstraße
Am 23. Juli 1942 verabschiedeten sich Sofie und Christoph Probst von ihren Freunden Hans Scholl, Willi Graf, Jürgen Wittenstein, Hubert Furtwängler und Alexander Schmorell, die während den Semesterferien in ihrer Studentenkompanie in Russland an der Front eingesetzt waren. Während der vierstündigen Wartezeit verewigte der gemeinsame Freund Jürgen Wittenstein diesen Abschied auf einer Fotoreihe.
Wittelsbacher Palais
Nach ihrer Verhaftung am 18. Februar 1943 wurden Sofie und Hans Scholl in die Gestapozentrale, dem Wittelsbacher Palais, gebracht. Die Geschwister wurden hier tagelang voneinander getrennt verhört. Beide leugneten zuerst an den Flugblättern beteiligt zu sein. Nachdem die Gestapo jedoch ihre gemeinsame Wohnung dursuchte und Beweise fand, gestand zuerst Hans, Sofie folgte seinem Beispiel wenige Stunden später. Sie behaupteten, die Flugblätter ausschließlich alleine angefertigt zu haben, um ihre Freund*innen zu schützen. Lediglich die Unterstützung von Alexander Schmorell wurde von Sofie und Hans bestätigt, da der Gestapo sein Name bereits bekannt war. Die Geschwister waren in zwei der 22 Zellen in der Zentrale inhaftiert.
Justizpalast, München
Am Morgen des 22. Februar 1943 fand der Prozess gegen Sofie und Hans Scholl und Christoph Probst (Verhaftung am 21. Februar 1943) vor dem Volksgerichtshof im Justizpalast statt. Gegen 13.30 Uhr wurden die drei jungen Menschen von dem Präsidenten des Volksgerichtshof Robert Freisler zum Tode verurteilt. Die Eltern der Geschwister Scholl und ihr Bruder Werner waren im Saal anwesend, durften aber nicht mit den Angeklagten kommunizieren.
Gefängnis Stadelheim
Nach der Verurteilung wurden die drei jungen Menschen unverzüglich in das Gefängnis Stadelheim gebracht. Den Eltern Lina und Robert Scholl war es gestattet, ihre Kinder ein letztes Mal zu sehen. Die Eltern wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Todesurteil am selben Tag vollzogen werden sollte. Christoph Probst ließ sich in der Arme-Sünder-Zelle taufen, um so als Familienvater dem Todesurteil zu entgehen. Sofie, Hans und Christoph durften eine letzte gemeinsame Zigarette rauchen. Um 17:00 Uhr wurde Sofie durch das Fallbeil hingerichtet, ihr folgten Hans und Christoph.
Friedhof am Perlacher Forst

Am 24. Februar 1943 fand das Begräbnis von Sofie und Hans Scholl und Christoph Probst statt. Die Geschwister Scholl wurden neben Christoph Probst auf dem Friedhof neben dem Gefängnis begraben. Die Familie reiste aus Ulm an und durfte sich von den Kindern verabschieden. Heute liegen die Eltern Lina und Robert Scholl und die Mutter von Christoph Probst neben den drei Widerständigen begraben. In der Nähe ist auch das Grab von Alexander Schmorell zu finden. Auf dem Münchner Friedhof liegen viele weitere Unterstützer*innen der Weissen Rose wie zum Beispiel Marie – Luise Schultze-Jahn und Nikolaj Hamazaspian begraben.
Foto – Quellen
Forchtenberg am Kocher: Robert M. Zoske in „Sophie Scholl: Es reut mich nichts“, Olgastraße 139: Frederike+Bärbel Reimer, Münsterplatz 33: Frederike+Bärbel Reimer, Atelier Eickemeyer: Frederike+Bärbel Reimer, Franz-Joseph-Str. 13: Frederike+Bärbel Reimer, Ostbahnhof auf der Orleansstraße: Hermann Vinke (Hrsg.) in „Das Kurze Leben der Sophie Scholl“, Wittelsbacher Palais: Frederike+Bärbel Reimer, Justizpalast München: Weisse Rose Stiftung e.V., Gefängnis Stadelheim: Frederike+Bärbel Reimer, Friedhof am Perlacher Forst: Frederike+Bärbel Reimer
Literatur:
Gottschalk, M. (2020). Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie. München: C.H.Beck oHG.
Greulich, A. (2013). Sophie Scholl. Die Seele des Widerstands (2. Auflage). In P. Arens & S. Brauburger (Hrsg.). Frauen. Die Geschichte machten. München: Verlag C. Bertelsmann.
Vinke, H. (1980). Das kurze Leben der Sophie Scholl. Mit einem Interview von Ilse Aichinger. Stuttgart, Hamburg, München: Deutscher Bücherbund GmbH & Co.
Vinke, H. (2006). Hoffentlich schreibst Du recht bald. Sophie und Fritz Hartnagel. Eine Freundschaft 1937. Ravensburg: Buchverlag Otto Maier GmbH.